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Wo Ackerbau getrieben wird.
Wie der Landmann neue Felder anlegt.
Die Bäume und Pflanzen in der Gemeinde Gütersloh.
32. Gesellschaftskunde.
Die Siedelungsweise.
Bei unsrer Vaterstadt unterscheiden wir den Jnnenbezirk und den
Außenbezirk. Der Jnnenbezirk umfaßt die eigentliche Stadt Gütersloh,
während zum Außenbezirk die umliegenden früheren Bauerschaften zählen,
die seit 1910 zur Stadt Gütersloh gehören. Gütersloh-Stadt und Güters-
loh-Land sind in ihrer Bauart wesentlich verschieden. Aber auch bei der
Stadt müssen wir unterscheiden zwischen den ältesten Stadtteilen, dem
Stadtinnern und den neueren Stadtteilen, die mehr an der Außenseite der
Stadt liegen.
Im Innern der Stadt finden wir enge und krumme Straßen, Gassen
und Gäßchen mit eng aneinander gebauten Häusern, in den neueren Stadt-
teilen sind die Straßen breiter und gerade, die Gäßchen verschwunden und
die Häuser mit Gärten umgeben. Im Außenbezirk haben wir nur wenige
Straßen, die von Gütersloh aus nach allen Richtungen in die Ferne
führen. Welche sind es? Wohin führen sie?
Außer diesen Landstraßen oder Chausseen gibt es uoch einige harte
Gemeindewege und viele mannigfach gewundene Feldwege. Die Häuser
liegen zerstreut und sind von Feld, Wiese und Wald umgeben. Ju der
Stadt haben sich die Leute also anders angebaut oder angesiedelt als auf
dem Lande. Wir unterscheiden darum eiue städtische und eine ländliche
Siedeluugsweise. Die Stadthäuser unterscheiden sich auch in ihrer Bau-
art und Einrichtung wesentlich vou den Bauernhäusern. Die Bauart der
Häuser ist abhängig von der Beschäftigung ihrer Bewohner. So ist das
sächsische oder westfälische Bauernhaus das zweckmäßigste Haus sür deu
Landmann. Weise das nach!
Während die Häuser iu der Stadt meist mehrere Stockwerke hoch
sind, ist das Bauernhaus eiu-, höchstens zweistöckig. Hiermit hängt auch
die Zahl der Bewohner zusammen. In den hohen Häusern der Stadt
wohnen 4 bis 8 Familien, 20 bis 50 Menschen, in den Bauernhäusern
wohnt nur eiue Familie, meist nur 6 bis 10 Menschen. Darum wohnen in
einer Straße der Stadt, z. B. in der Berliner Straße, mehr Menschen als
in einer ganzen Bauerschaft. In den großen Fabriken arbeiten hundert
und mehr Arbeiter. Wieviel Leute in der Stadt wohnen, sieht man an
den Sonntagen vor Weihnachten, am Sedantage und bei großen Festen.
Die Landlente, die den Acker bebauen, können nicht so dicht zusammen
wohnen wie die Leute der Stadt, die eine ganz andre Beschäftigung haben.
Die Einwohnerzahl.
Nach der letzten Volkszählung am 1. Dezember 1910 hatte Gütersloh
18 336 Einwohner. Fünf Jahre vorher zählte es nur 8000 Einwohner.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
— 93 —
Pon den Bewohnern der Stadt Gütersloh.
Die Leute, die in der Stadt Gütersloh wohnen, werden von Fremden
„Gütersloher" genannt. Die Gütersloher sind die Bewohner oder Ein-
wohner der Stadt Gütersloh. Am 1. Dezember 1910 hatte Gütersloh 18336
Einwohner. Die Leute, die in der Stadt wohnen, nennt man auch Stadt-
bewohner oder Städter. Viele Städte siud in früheren Zeiten aus Burgen,
die mit schützenden Mauern umgeben waren, entstanden. Die Leute, die
sich hinter den Mauern an den festen Plätzen angesiedelt hatten, nannte
man Bürger. Darum nennt man auch heute noch die Stadtbewohner
Bürger. Der erste Beamte der Stadt heißt Bürgermeister, und die Schulen
in der Stadt pflegt man Bürgerschulen zu nennen.
Die Meuschen, die im Außenbezirk der Stadt Gütersloh wohnen, leben
ans dem Lande. Man nennt sie Landbewohner oder Landleute. Den
einzelnen Mann nennt man Landmann. Weil die Landleute den Acker
bebauen, heißen sie auch Bauern. Die gesamten Leute in der Stadt bilden
ein Volk. Man nennt sie darum Stadtvolk oder Stadtbevölkerung, die
Bewohner des Landes heißen Landvolk oder Landbevölkerung. Die Stadt
Gütersloh hat eine städtische und eine ländliche oder bäuerliche Be-
völkerung.
Die Städter und die Bauern unterscheiden sich nicht nur in ihrer
Siedeluugsweise und Beschäftigung, sondern auch in ihrer Lebensweise,
ihrer Kleidung, ihren Sitten und Gebräuchen. Inwiefern in ihrer Siede-
lungsweife? ihrer Beschäftigung? In ihrer Lebensweise und Kleidung, in
ihren Sitten und Gebräuchen hängen die Landleute viel mehr als der Städter
mit der Natur und der Vergangenheit zusammen. Mit dem Aufgang und
Untergang der Sonne beginnt und endet das Tagewerk des Bauern. Früh
mit dem ersten Hahnenschrei erhebt der Landmann sich von seinem Lager
und geht an seine Arbeit auf dem Felde, in der Wiese oder im Walde;
wenn die Sonne zur Ruhe gegangen ist, dann breiten sich die Schatten der
Nacht über seine Arbeitsstätten, und er geht mit den Hühnern zu Bett.
Wie anders der Städter. Er erhebt sich erst zur neuen Tagesarbeit, wenn
der Landmann schon stundenlang geschafft hat und arbeitet abends noch
bei Lampenlicht, wenn der Bauer schon neue Kraft zur Arbeit im Schlaf
sucht. So ist der Landmann ein Frühaussteher und Tagesarbeiter, der
Städter meist ein Spätaufsteher und Jn-die-Nacht-Arbeiter. Die Arbeits-
und Ruheeiuteiluug des Bauern ist gesunder und billiger als die des
Städters. Würde der Städter im Sommer einige Stunden früher an die
Arbeit gehen, so würde er viel Geld für Beleuchtung sparen können und
frischer und gestärkter am Morgen des neuen Tages erwachen, wenn er,
statt mitten in der Nacht, schon gegen 9 bis 10 Uhr zu Bett ginge.
Bei seiner schweren und oft fchmutzigeu Arbeit kann der Landmann
nicht seine und dünne Kleidungsstofse und Lackschuhe wie der Städter
tragen, sondern er muß derbes und undurchlässiges Zeug und festes Schuh-
zeug haben. Für ihn passen nicht Flitter und Putz, sondern Lodenstoff,
Wasserstiefel und Holzschuhe. Ein rechter Bauer wird keine städtische Mode-
kleidung tragen; er ist stolz aus sein schlichtes Bauerngewand, und der
Städter soll nicht hochmütig darüber lächeln. Zäh hält der Landmann
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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— 191 —
De Beeden gungen dann tohanpe innt Wärtshus von Jmmelwärth
in Ovenwiee. De Disk was so blank as de Schöttel, wenn de Pankoken
drup kümmt. An'ne Wand Heng dat anle Beld von de hillige Dreenigkeet..
De Möbels wären süs ölle nigge nn makten de Stnawe orntlich vornehm
unn wacker. As Hennrich unn Willem inträen, was just no so'n annern
Handelsmann in'n Huse unn drank sick'n Bonnevie.
Bringt mi auk'u son Glas, siän de Beeden, dat döht enen god, wenn
men so lange Up de Beene is.
Na, wat gifft Nigges, frog de Warth.
Ja, wat fallt giaweu, segg Willem, inn'n niggen Dorpe giff'et min
Liawe nix Nigges, timmern unn Hüser richten is do kenne Mode mer unn
dat eenzige, wat do passeert, dat siud de Schliageriggen, de kummt do
fakeu vür.
Jo, do hef ick öll mauges von hairt.
Awer in Verl, segg Hennrich, do is mehr los, do tüht nu de „Kultur"
inn. Kinners, erbame di, wo süht dat nu anners do nt as vor siftig
Johren. Hungern motzten se domols de Verler Lue, unn nu wäßt'n ölles
üawern Kopp. Jau de Chosseen und di nigge Bahn Hess de Lue Wahne
god dauhu. Na, saß sehn, ut Verl wäd no n' tweedet Gützel. De Gützeler
kriggt ehr Water nu öll van Verl, ower dat duert nich lange, dann könnt
se dat annere men auk dodenne Halen.
Schwieg stille, Awelhans, du bis jo unwise, siü Willem, tiagen Gützel
kann keen Menske upkuamn unn wenn de Rewwersken unn Jsselhorstken
Buern sick dreemol tosammen doht, unn wenn de Handelslüe van Rheie
unn Wembrügge unn Rewwerge tohaupe kuamt, se köuut doch nix
utrichteu.
Lot dat Prohlen sin, siä Hennrich, un nam so'n lütken Schluck. Jo,
Herr Aulewisker, siä he, dat uiggeste awer is doch, dat de Bueruuamens
bi Gützel nu uphairn söllt unn ganz nigge daför insett't wörn.
Wat? Ne, dat kann nich stimmen, du hest di wol verhairt.
Unn ick segget di, et is so, et Hess nülich in de Seitnng stöhn, t>e
Buern söllt nu uiggemodsche Namens Hebben.
Wat sor weke denn?
Jo, süh hier, da stoht se, kannst du dat verstohn?
Ick nich, jo wat sall ut Gützel wern, wenn dat kenne Sunner- unn
Kattenbnern mehr giss?
Jo, dann nemm wi use Sebbeusaken unn teeht na Bielefeld hen.
Men sachte, so wit sin wi no nich. Awer segg mi ens, Willem, wat
bedüet de aulen Namens eegentlich? Da kann ja keen Menske mehr ut
klok weern.
Dat wick di seggen, Hennrich. Süh, toerst fangt wi met Kattenstroth
an. Weeste denn nich, dat Lütkewinkelmann vor dertig Johren sonne
graute Kütten fangen hesf, de bi sinen Honnern was? Se satt ümmer
inne Nawerfchast uppe Baime unn wör en graut un stark Dier.
Na, siä Hennrich, mit sonne Lusekatteu will ick lewer nichts to dohn
Hebben, de kann bieten un kratzen as die Düwel. Jo, da müaget woll
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Extrahierte Personennamen: Jmmelwärth Willem Huse Warth Willem Hess Willem Hess Willem Hennrich Lütkewinkelmann
— 192 —
früher mehr van dösse Beesters in Kattenstroth wian sin. Wat meenst du,
Willem, heff dat hier ank Wölwe unn Hirsche, nnn anner Tüg giawen?
Gans seker, dat gisf jo no so veel Namens, de hangt mit „Wulf"
tosamcn. Alle de Lue as Wulf unn Wulfhorst hebbt wat met de Wölwe
to dohn. Unn nn? Jo, dat heff sick ännert, un met de Swine unn de
Ossen. Jo, Willem, wi sünd nn eenmol bi de Kattenbueru, lot us mol so'n
betken Widder gohn, dann kummt wi na Spexard. Katten gisf et do nich,
ower Spechte.
Jo, dat lot ick mi gefallen, de doht enen nicks nnn lot't us tofrieru
just as de Kreieu bi Kracks Huawe.
No, Willem, ick kann woll hairn, du Heft di motzte iune Vuagelwelt
ümmekieket. Jo, wo mag dat früher woll hier utfehu Hebben? dat weet
keen Menske mehr.
Ick will di wat seggen, Hennrich, nimm mol dine Schuten nnn grasf
teggen Foot deep inne Ern, du saß mol sehn, wat da für Knorken herut
kummt. Jo, Heft denn nich liasen, wat se to Johr bi Braukwiee un bi
Ahlen for Knorken snnen Hütt?
Da könnt wi hier lange up luern, de gifft bi Gützel nich. Lot Knorken
Knorken sin, segg mi lewer, wat dat met use Buernamens is, do heff ick
mehr Interesse for.
Jo, Willem, dat is nich so gans licht to seggen. Süh, de eene Name
is gans licht to verstohn, de annere awer bliv nnklor. Süh, wat kann men
sick unner'n Blankenhagen unn Nordhauru denken?
Ick gar nix.
Jo, süh, Willem, da was mol sonnen leigen Kerl, de satt do achter
in'n Blankenhagen inn'n Wärtshuse unn woll gern de Bueru wat an'n
Tüge flicken, denn se hadden enn mol nütte vertobackt, as he dat Schennen
np de Buern nicht loten knnn. — Jo, de heff sine Leidensgeschichte mol in
Reime brocht. Hefte dovon no nich haiert?
Ne, segg et men her!
Hair to!
Un de Buern in Pauenstie
dat sünd leige Lüe,
awer in'n Blankenhagen
goht se mi an'nen Kragen,
unn in Nordhanrn
schloht se mi au'ne Anern,
unn in'nen Snnnern
mott'en sick wahne wunnern,
unn de Kattenbuer
ligg ümmer uppe Luer.
Hair up, du aule Schennerploster, reep Hennerich, ick hewwe genog
dovan. Wat de aiske Kerl do makt Hess, is lutter Unsinn. Wo kann dat
woll biäter unn sekerer sin, as bi use Buern. Süh, lutter Villa's hett sick
de Gützelken Kauplüe middeu in'ne Bnern bowwet, een Hus bi Bnxels,
dat annere in Blankenhagen unn no eent in'nen Sunnern up Heermanns
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Extrahierte Personennamen: Willem Wulf Willem Kracks_Huawe Willem Willem Willem Hess
— 193 —
Huawe. Jo, ick merk woll, de Gützeler Harens treckt no alle in'ne Buern
herin.
Unn dann wollt se de Buern ehre Namens nich loten?
Kinners, reep de Wärt datüsken, dat is nich so stimm, so hebbt sick
ölt besannen, et blisft so, as et is, Sunnern Miss Emmern unn Kattenstroth
Kattenstroth. Süh, von Dage steht dat in'ne Seitung, da, lias di dat
mol dür.
Hennerich unn Willem liasen in Flött'm sin Blad, dat de Buern unn
de Städter sick mt wier verdriagen wolln.
Na, dat is men'en Glücke, dat de Beschlut to staune kuamen is, Herr
Aulewisker, bringt mi no so'n Lütken, do will ick een up driukeu.
Willem siä, as he dat Glas ansett't:
Hier in Ovanwie
gisst' gotten Bonnewie.
Prost, prost, siä Hennerich. Nu wick ju wat seggen. Wi sünd hier
ölle ut eueu Kerkspel, ut Gützel. Buern uuu Stadt Hebben sick uu wier
verdriagen, niämt ju Gliäser unn stoht't an up Gützel, dat Stadt unn
Land sick nütte empört!
Willem, wi mött't na Huse, et Hess iabeu sive schloheu. Na, adjüs
auck, bis upp'u annern Dag. Awer et bliv bestehn, wat de Büssker segget:
Et giss men een orntlich Dorp, nn dat is Gützel.
Ja, Hennerich, dat mag voll stimmen, awer blaut, wenn de Buern
ank dato hairt. Aus der Gütersloher Zeitung.
56. Hausinschriften.
1. Ach Godt las Dir Besolen sein
Dis Haus Und Alles was ist darein.
Segnes mit Deiner Hand.
Behüt Es für Krig Und Brand.
Christofe! Olbrock. Anno 1698, den 18. Oktober.
Augeuit Mikes. (Nr. 53 Westfeld.)
2. Wer seine Zuflucht zur hülfe des allerhöchsten nimmt, der wird unter
dem Schutze Gottes wohnen.
Errichtet von Elente Heinrich Jakob Fenerborn und Anna Marie
geb. Schalück im Jahre 1870 am 22. Juni.
M. H. Schröder.
Verleger, Praxis des heimatkundlichen Unterrichts.
13
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art]]
Extrahierte Personennamen: Gützeler_Harens Kattenstroth
Kattenstroth Hennerich Willem Willem Willem Huse Hess Heinrich_Jakob_Fenerborn Heinrich Anna_Marie H._Schröder
35. Aus der Geschichte der Stadt Gütersloh.
Der Name.
Über den Ursprung des Ortes und über die Entstehung seiues Namens
wissen wir uichts Bestimmtes. Während der Busch schon im 8. Jahr-
hundert in einer Schrift genannt wird und die in der Umgegend liegenden
Orte Rietberg und Herzebrock schon um 850, Wiedenbrück 952 und Rheda
um 1989 auftauchen, findet sich der Name Gütersloh erst 1119 in einer
Urkunde des Bischofs Gottschalk von Osnabrück. Der Bischof schenkte
darin den Zehnten von Gütersloh dem Kloster Herzebrock. Was bedeutet
nun der Name Gütersloh? Das Wort „Loh" findet sich in sehr vielen
Namen. Es bedeutet Wald. Wir haben schon gehört, daß in den frühesten
Zeiten nnsre Gegend dicht mit Wald und Busch bewachsen war. Da in
Gütersloh der Name Güth seit alter Zeit vorkommt, wird Gütersloh
meistens als „Wald des Güth" gedeutet. Jellinghaus erklärt ihn als „Wald
des Günther". Dies ist die wahrscheinlichste Erklärung.
Die älteste Zeit.
Um das Jahr 1999 lagen einige Meierhöfe in uusrer Gegend. Ge-
nannt werden die Meier Avenwedde, Nordhorn, zu Gütersloh. Der älteste
Hof ist jedenfalls der des Meiers Avenstroth. Schon 1134 ist der Meier
von Avenstroth Vogt des Klosters Clarholz. Er war im Olbrock Holz-
gras und heißt deshalb Graf von Avenstroth. Auf dem Gebiete des Meiers
zu Gütersloh gab es wahrscheinlich schon im 9. Jahrhundert eine kleine
hölzerne Kapelle. Sie stand jedenfalls allein, wie noch heutzutage manche
Waldkapelle. Um 1243 trat an ihre Stelle ein steinernes Gotteshaus. Erst
allmählich entstanden in der Nähe der Kirche einige Häuser. In der
frühesten Zeit hielt ein Priester von Wiedenbrück den Gottesdienst in
Gütersloh ab. Um 1299 hat Gütersloh einen eigenen Pfarrer. Von der
alten Kirche ist nur noch der untere Teil des Turmes und das Chor vor-
Händen. In der Fehde zwischen Tecklenburg und Hoya brannte das Schiff
aus. (1419.) Die heutige Kirche ist in den Jahren 1599 bis 1529 gebaut.
Auf dem Kirchhofe wurden Jahrhunderte hindurch die Toten begraben.
Die alten Linden standen schon vor 299 Jahren.
Der Pankratiusmarkt und die Entstehung der Stadt.
Am Tage des Eisheiligen Pankratius wurde nach der Messe auf dem
Kirchhofe Markt, der sogenannte Kram oder die Kirmesse, gehalten. Wie
in heidnischer Zeit das „Ding", so war späterhin die Messe die beste Ge-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
— 139 —
Leben in mittelalterlicher Enge und Gebundenheit verlaufen sein. Außer
anderm herrschte der Mühlzwang, das heißt, die Einwohner durften nur
in bestimmten Mühlen das Korn mahlen lassen. Es waren dies die Nene
Mühle an der Herzebrocker Straße und die Avenstrothsche Mühle bei dem
Meier Avenstroth in Sundern. Das Dorf selbst war klein, die Straßen
schmal und krumm, schlecht und holprig, die meisten Häuser niedrig und
eng wie heute noch am alten Kirchhof. Nur das Gildehaus, die Vogtei
und die Gasthäuser waren ansehnliche Gebäude. Vom Busch her floß ein
Bächlein durch das Dorf. Es lieferte für die ärmeren Leute das Trink-
Wasser. Die Dunghaufen lagen vor den Häusern, Schmutz und Unrat
wurden selten entfernt. Auf dem Dünger und in den Straßenpfützen
tummelte sich das Federvieh und wälzten sich die Schweine. Straßen-
beleuchtung kannte man nicht. Durch die ungesunden Verhältnisse ent-
standen oft Seuchen und ansteckende Krankheiten, die viele Menschen dahin-
rafften.
Wie auch heute noch, trieben schon in den frühesten Zeiten die
Gütersloher Handel und Gewerbe. Die Gütersloher Fuhrleute kamen weit
in die Welt hinaus, sie fuhren zu den Messen der bedeutendsten Städte und
waren in Bremen, Braunschweig und Frankfurt bekannt. Wenn abends
die Fuhrleute ihre Pferde ausgespannt und die schweren, breiträdrigen
Frachtwagen nachgesehen hatten, erzählten sie sich in der dunstigen Gast-
stube ihre Erlebnisse. Zu den vielen Gefahren der Landstraße kamen als
ungemein hindernd vor allem die vielgestaltigen politischen und Wirt-
schaftlichen Verhältnisse. Rauh und kriegerisch war die Zeit und auch das
Volk in seinen Sitten. Aufruhr, Kampf, Streit und Mord waren an der
Tagesordnung. Draußen vor dem Dorf floß durch Heide und Wald die
Dalke mit ihren fischreichen Köllen. In den Wäldern und Büschen aber
hausten iu den ältesten Zeiten noch Bär und Wolf. Heute erinnern uns
noch die Namen Wulf und Wulfhorst daran.
Das Kirchspiel Gütersloh war von vier verschiedenen Ländern um-
geben. Im Norden grenzte es an die Grafschaft Ravensberg, im Osten
an das Land Rietberg, im Süden an das osnabrücksche Amt Reckenberg
und im Westen an das Bistum Münster. Welche Schwierigkeiten und
Umständlichkeiten verursachten da die Grenz- und Zollsperren! Wie
hindernd und hemmend wirkten die verschiedenen Münzen auf den Handel
und Verkehr ein! Mußte man doch auf dem Wege von Paderborn nach
Gütersloh dreimal Zoll entrichten und mit viererlei Münzen seine Zeche
zahlen.
Die kirchlichen Verhältnisse im Laufe der Jahrhunderte.
Wir haben gehört, daß die Kirche in Gütersloh eine Tochterkirche von
Wiedenbrück war. Im Jahre 1259 wurde in Wiedenbrück ein Stift er-'
richtet, dem die Kirchen des Bezirks unterstellt wurden. So wurde auch
die Kirche zu Gütersloh dem Stift untergeordnet. Es besetzte die Pfarr-
stelle und verpflichtete den Inhaber zu festen jährlichen Abgaben. Im
Anfang des 15. Jahrhunderts schwuren mehrere Geistliche Güterslohs vor
dem Kapitel zu Wiedenbrück folgenden Eid: „Allen, die die gegenwärtige
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
Extrahierte Personennamen: Meier_Avenstroth Wolf Wulf
— 141 —
„Uth deper Rodt schry yk tho dy,
Here Godt, erhör myn Ropen.
Dyn gnedich Oren keer tho my
unde myner Bede se öpen.
Denn so du wult dath seen an,
wath Sünde unde Unrecht Ys gedan,
Wol kau Here vor dy blyven?"
Das Evangelium des 24. Souutags uach Trinitatis Matth. 9, 23
lautet also:
Unnde also he yn des Aversten Hnhs quam, unnde sach de Pipers
unde den Murmelye des Bolckes, sprach he tho en: Wyket, wente das
Megedelen Ys nicht dodt, sunder ydt schlöpt. Unnde se belacheden en. Alse
averst dath Volck nthgedreven was, ginck he henyn und greep se by der
Handt, do stnndt dath Megedelen up. Unde dyth Geröcht wart ludebar
aver datsülve gantze Landt. (Eickhoff.)
Es herrschte Ruhe und Friede in der Gemeinde bis zum Jahre 1606.
In Westfalen hatte überall die Gegenreformation heftig eingesetzt. Mit
Gewalt wurden die evangelischen Geistlichen vertrieben und katholische
Pfarrer wieder eingesetzt. Als der evangelische Pastor Degenarns Volmar
1605 starb, suchte das Wiedenbrücker Stift einen katholischen Pfarrer ein-
zusetzen. Die gräfliche Regierung suchte den neuen Pfarrverweser zu
schützen und befahl ihm, den Gottesdienst ferner zu besorgen und sich nicht
ängstlich macheu zu lassen. Im Januar 1607 erschienen der Archidiakon
aus Osnabrück, einige Kapitulare aus Wiedenbrück und fürstliche Beamte,
um den katholischen Pfarrer einzusetzen. Da sie uicht in die Kirche konnten,
führten sie den Pastor Petersen ins Pfarrhaus und kehrten nach Wieden-
brück zurück. Bald aber sammelte sich ein Hanfe „Jungens" vor dem
Pfarrhause, stürmte es und trieb den Petersen mit Steinen von dannen.
Am 4. November desselben Jahres aber wurde die Pfarre mit Gewalt
durch 80 Schützen und Soldaten für den katholischen Pfarrer in Besitz
genommen. Im Bericht des rhedischen Beamten heißt es: „Die Schützen
haben in der Wedeme (Pfarrhaus) alles preiß gemacht, in Stücken zer-
schlagen, Bücher, Kleider, Leinewand, Fleisch vom Balken, ja Kessel,
zinnerne Becken, silberne Löffel, der Frauen Beutel, Leuchters, Feuer-
Zangen und alles, was im Haufe gewesen, mitgenommen, den Prediger-
gesucht, das Weib jämmerlich geschlagen, die Kinder nackend zum Hause
hinaus verjagt und elendiglich herumsprungen, daß es auch weder hispaui-
sches noch statisches (holländisches) Kriegsvolk ärger hätte machen können." (E.)
Der vertriebene evangelische Pfarrer starb bald. Petersen blieb in der
Pfarre. Er wurde zwar lutherisch, war aber ein unwürdiger, selbstsüchtiger
Geistlicher.
Im Jahre 1624 gab es im ganzen Kirchspiel Gütersloh keinen
Katholiken. In diesem Jahre gelangte auf den Bischofsstuhl zu Osnabrück
ein Fürst, der bestrebt war, die Protestautische Lehre mit Stumpf und Stiel
auszurotten. Es war der Kardinal Eitel Friedrich von Hohenzollern. Er
ordnete für das ganze Stift Osnabrück eine eingehende Kirchenvisitation
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
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Extrahierte Personennamen: Trinitatis_Matth Eickhoff Petersen Friedrich_von_Hohenzollern Friedrich
— 142 —
an, wagte aber nicht, den evangelischen Pastor in Gütersloh abzusetzen.
Im Jahre 1628 gelang es dem Bischof von Osnabrück, einen katholischen
Geistlichen in Gütersloh einzusetzen. Die reckenbergischen Bauerschaslen
wurden mit Gewalt wieder katholisch gemacht, aber die Gütersloher blieben
ihrem Glauben treu. Als die Schweden 1647 unter dem gewaltigen Grafen
Königsmark die Stadt Wiedenbrück eingenommen hatten, erhielt Güters-
loh wieder einen evangelischen Pastor.
Aus dem Reichs-Friedenskongretz zu Nürnberg 1650 wurde für
Gütersloh das sogenannte Simultanverhältnis eingeführt, d. h. neben
dem evangelischen Pfarrer sollte auch ein katholischer in der Kirche Gottes-
dienst abhalten. Im Jahre 1651 wurde der katholische Geistliche auch mit
Gewalt von Wiedenbrück eingeführt. Der Graf von Rheda erhob ver-
gebens Einspruch dagegen. Beide Parteien hatten das volle Recht der
Religionsübung. Die Katholiken hatten von 7 bis 9 Uhr und nachmittags
wiederum um 3 Uhr Gottesdienst.
Endgültig geregelt wurde die Angelegenheit erst im Jahre 1655.
Die tecklenburgischen und osnabrückschen Abgeordneten kamen überein, doß
die geistliche Oberhoheit dem Bischöfe von Osnabrück verbleiben, das Pfarr-
gut, die Küster- und Schulrenten so geteilt werden sollten, daß kein Teil
vor dem andern bevorzugt würde. Der evangelische Küster sollte wie bis-
her von Rheda eingesetzt werden. Nach diesem Übereinkommen wurde auch
verfahren. Das Pfarrgut wurde genau geteilt, jeder Pfarrer erhielt eiu
Pfarrhaus und jeder Küster eiue Küsterei. Alle spateren ewangelischen
Küster und Lehrer in Gütersloh wurden durch den Grasen in Rheda an-
gestellt.
Nöte im Dreißigjährigen Kriege.
Was die Gemeinde Gütersloh in den schweren Zeiten des Dreißig-
jährigen Krieges zu erdulden hatte, können wir nicht ausdenken. Am
4. April 1623 wurde das feste Wiedenbrück eingenommen. Seit dieser Zeit
wurde das Laud Rheda 25 Jahre ununterbrochen durch Kriegshorden und
Truppendurchzüge heimgesucht. Einige Daten mögen andeuten, was das
Land erlitten. „Im Herbst 1623 zahlte die Herrschaft 5341 Taler 5 Sch.
8la Pf. Kriegssteuern. Ende 1624 lag die Kompanie des Rittmeisters
Westerholt in Gütersloh und fügte dem Dorfe einen Schaden von 172
Talern 17 Groschen zu. Im Februar 1626 lag spanisches Volk in Güters-
loh, es kostete 199 Taler. Zwei andre Kompanien fügten dem Kirchspiel
einen Schaden von 232 Talern 17 Sch. 6 Pf. zu. Im Jahre 1627, vom
23. bis 25. Mai, fügte die Afseburgsche Kompanie Gütersloh einen Schaden
von 257 Talern zu. Im Jahre 1631 lag in Gütersloh von dem Regiment
Oberstleutnant von Blanckert ein Offizier von Huge mit 349 Musketieren.
Kosten: 299 Taler. Im Februar kosteten drei andre Kompanien Fnßvolk
498 Taler. Vom 15. bis 23. August desselben Jahres lagen 2 Leutnants
mit Mannschaften vom Regiment Einatten in der Herrschast Rheda. Die
Kosten betrugen 1138 Taler. Am 29. August 1631 lagerte im Dorf und
Kirchspiel Gütersloh der Oberst Herr vou Merode mit 15 Kompamen
Kürassiere. Kosten: 799 Taler 6 Groschen. Dazu kamen noch die vielen
Lieferungen an Vieh, Heu und Lebensmitteln. Unter dem 19. November
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Extrahierte Personennamen: Osnabrück Rheda Osnabrück Kompanie_Gütersloh August August
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1629 schickte die Gräfin Margarete zu Rheda ihre Abgeordneten an Tilly
mit folgender Schrift: . . So trieben uns dennoch uusrer Untertanen
heiße Tränen und Wehklagen, daß wir auch bei jetziger schwerer Kontri-
bution fast nicht eine Malzeit geübrigt ... Es ist unfern Untertanen un-
möglich, die täglich an die 60 Taler sich erstreckende Kontribution länger
zu tragen, davon auch endlich nichts andres als der vollständige Ruin des
Landes und der Soldateska höchste Verlegenheit folgen muß. Schon
7 Jahre währt der Krieg, mehrere Jahre ist Mißwachs gewesen, weswegen
die armen Leute kaum des Hungers sich erwehren können; geftalt sie annoch
dieses Jahr ihr Brod von Eicheln backen, also gleichsam mit den Säuen
aus einem Korbe gespeist werden mußten. Noch täglich streifen die statischen
(holländischen) und hispanischen Völker durch das Land. In diesem
Sommer haben sie schon 9960 Taler an Kontribution erlegt, sie bitten
bis Mai und Juni nächsten Jahres sie zu verschonen." (Eickhoff.)
So haben auch die Gütersloher unter den Nöten und Leiden der
schweren, langen Kriegszeit gelitten und geseufzt. Wie oft mögen sie
flehentlich ihre Hände und Herzen erhoben haben zu dem Lenker der
Schlachten und der Geschicke der Menschen, der auch ihr Vater war und
endlich seine Friedenssonne wieder scheinen ließ über Freund und Feind.
Dankerfüllten Herzens werden sie ihre Knie vor ihm gebeugt haben, als
von Münster her der Ruf erscholl: Friede auf Erden, Friede im heiligen
römischen Reich!
Die Juden in Gütersloh.
Seit dem Jahre 1565 wohnten in Rheda und Gütersloh mehrere
Juden unter gräflichem Schutz. Hierfür hatten sie jährlich eine bedeutende
Summe an den Grasen zu entrichten. Da die Juden nun durch ihren Handel
mit den Gütersloher Kaufleuten in starken Wettbewerb traten, beschwerten
sie sich. Im Jahre 1720 besaßen die Juden schon eine eigene Synagoge.
In der frühesten Zeit wurden die Juden in Rheda beerdigt. 1726 wurde
der Fichtenbrink des Meiers Witthof in Pavenstädt an der Herzebrocker
Straße Begräbnisplatz der jüdischen Gemeinde. Vor ungefähr 50 Jahren
wurde er zum letzten Male benutzt. Heute liegt er wüst und verlassen da.
Nur uoch einige Grabsteine sind erhalten.
Gütersloh im 18. Jahrhundert.
Im Siebenjährigen Kriege hat Gütersloh nicht viel gelitten, desto
schrecklicher dagegen Rietberg, das dem österreichischen Kanzler, dem
Fürsten Kauuitz-Rietberg, gehörte. Im Juni 1757 zog die französische
Armee unter dem Marschall d'estrees durch Gütersloh. Alle Felder rings
um Gütersloh wurden vom Feinde abgemäht. Das englisch-hannoversche
Heer, das bei Brackwede ein Lager bezogen hatte, trat eilig den Rückzug
au und schloß nach der Schlacht bei Hastenbeck den schmählichen Vertrag
zu Zeven. Ferdinand von Braunschweig, der Sieger von Minden, kam
1759 aus dem Rückzüge vou Bergen bei Frankfurt durch Gütersloh. Die
Franzosen folgten ihm auf den Fersen. Hierbei kam es am 1. Juli 1759
zu einem Reitergefecht in Schalücks Heide bei Gütersloh. Die Franzosen
wurden geschlagen. Im Jahre 1772 wurde im ganzen Bistum Osnabrück
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Extrahierte Personennamen: Margarete_zu_Rheda Tilly Eickhoff Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand